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Lübecks Energiezukunft

Mehr Ökostrom aus eigenen Anlagen, mehr Energie aus eigenen Kraftwerken: Die Stadtwerke Lübeck investieren seit Jahren in die lokale und regionale Energie­erzeugung. Das Ziel jetzt: Unabhängigkeit von fossilen Brenn­stoffen und mehr grüne Wärme.

„Die Bäume, die wir vor zehn Jahren gepflanzt haben, tragen jetzt die ersten Früchte. Das freut uns“, berichtet Dr. Mario Wörner, Leiter Erzeugung bei den Stadtwerken Lübeck. Gemeint sind damit keineswegs Obstbäume auf dem Firmengelände, sondern die Investitionen der Stadtwerke in eigene Erzeugungsanlagen. In Windkraft- und Photovoltaikanlagen, in Solarparks und dezentrale, hocheffiziente Blockheizkraftwerke (BHKW), die Kund:innen in Lübeck mit Wärme versorgen.

BHKW FÜR DIE INSELN

„Vor ein paar Jahren hatten wir in den acht Fernwärme-Inselnetzen in Lübeck nur sehr wenige BHKW am Netz. Um Wärme zu erzeugen, verbrannten wir Erdgas in Kesselanlagen. Nicht gerade effizient“, erinnert sich der Prokurist. Es herrschte Handlungsbedarf. Eine Projektgruppe überlegte sich eine neue Strategie. Der Plan: große Investitionen in hocheffiziente BHKW, bis zu drei Anlagen pro Insel. Gesagt, getan. Inzwischen versorgen 14 BHKW, dezentral in den Fern-wärmenetzen verteilt, die Gebäude mit wohliger Wärme.

CO2-EMISSIONEN SCHON ENORM REDUZIERT

„BHKW arbeiten nach dem Kraft-Wärme-Kopplungs-Prinzip und erzeugen gleichzeitig Strom und Wärme. Somit konnten wir auch die Effizienz der Fernwärmenetze in Bezug auf den Erdgaseinsatz deutlich erhöhen. Wir haben insgesamt die CO2-Emissionen schon enorm reduziert, obgleich wir noch Erdgas verbrennen“, erklärt Björn Ruschepaul, der federführend die Wärmestrategie der Stadtwerke entwickelt hat.

WÄRMEERZEUGUNG AUF GRÜN STELLEN

Apropos Erdgas. Noch betreiben die Stadtwerke ihre BHKW mit dem fossilen Brennstoff. Langfristig, genauer gesagt bis 2040, soll aber der komplette Umstieg auf grüne Wärme gelingen. „Aber der Umbau des Wärmesystems in Lübeck funktioniert nicht auf Knopfdruck. Gas ist unsere Brückentechnologie. Unser Ziel ist es, alle fossilen Brennstoffe durch erneuerbare Primärenergie oder durch Abwärmeströme zu ersetzen“, erläutert Dr. Mario Wörner.

KOLLEKTOREN SPEICHERN SONNENWÄRME

Aktuelles Beispiel: der Solarpark Moisling. Hier errichten die Stadtwerke bis Ende 2024 eine innovative Kraft-Wärme-Kopplungsanlage (iKWK), die in das bestehende Moislinger Wärmenetz integriert werden soll. „1.000 Flachkollektoren werden auf 30.000 bis 40.000 Quadratmetern Ackerfläche die Wärme der Sonne sammeln, die wir direkt in warmes Wasser umsetzen können. Das ist ein Beispiel für Lübecks Energieweg der Zukunft“, erläutert Björn Ruschepaul.

STROM VON DER MÜLLDEPONIE

Neue „Früchte“ können die Stadtwerke Lübeck auch bei der eigenen Stromerzeugung durch regenerative Energien ernten. „Im Sommer 2021 haben wir eine Photovoltaikanlage auf der Mülldeponie Niemark in Betrieb genommen“, berichtet Dr. Mario Wörner. Das Solarkraftwerk erzeugt jährlich rund 1,3 Gigawattstunden Solarstrom. Die entsprechen dem Bedarf von 430 Dreipersonenhaushalten in Lübeck.

STROM VOM ACKER

Fortschritt gibt es auch bei der Windenergie zu verzeichnen: In Kürze wird, nach rund sechs Jahren Planung und einjähriger Bauphase, der neue Windpark Bokel ans Netz gehen. Vier Windturbinen erzeugen 18,3 Megawatt regionalen Ökostrom pro Jahr. Das deckt rechnerisch den Strombedarf von 11.000 Haushalten. „Auch die eigene regenerative Stromerzeugung wollen wir bis 2040 stark ausbauen. Gesetztes Ziel: 250 Gigawatt-stunden pro Jahr. Dadurch sparen wir jährlich 90.000 Tonnen CO2. Zugpferd ist die Onshore-Windenergie“, sagt Dr. Mario Wörner.

PROJEKT „KLÄRWERK-ABWÄRME“

Ein bisher weitgehend ungenutztes Potenzial bietet das Abwasser. „Das gereinigte Abwasser des Zentralklärwerks, das in die Trave läuft, ist warm“, sagt Björn Ruschepaul. „Diese Wärme können wir nutzen, indem man sie durch eine Wärmepumpen-Anlage schickt und auf ein Temperaturniveau hebt, das man braucht, um Gebäude zu beheizen. Und diese Wärme würden wir in unser Fernwärmesystem Vorwerk einspeisen. Abwärme von Klärwerkswasser ist also eine neue Quelle für grüne Fernwärme.“

WÄRMEWENDE GELINGT IM DREIKLANG

Bleibt die spannende Frage: Wie gelingt in Lübeck die Wärmewende? „Nur in einem Dreiklang“, erklärt Katrin Krüger, Leiterin der Konzernstrategie der Stadtwerke Lübeck Gruppe. „Erstens muss die Hansestadt die Fernwärme ausbauen, denn es gibt nichts Effizienteres. Das hat sie auch vor. Zweitens müssen wir bei der Wärmeerzeugung peu à peu die fossilen Brennstoffe durch andere Lösungen in unseren Teilnetzen ersetzen. Sei es durch Solarthermie, Wasserstoff oder Abwärmeströme. Drittens müssen wir individuelle Lösungen all jenen Kund:innen anbieten oder zumindest vermitteln, die keinen Anschluss an die Fernwärme bekommen können. Also Solarstrom auf dem eigenen Dach, Wärmepumpensysteme im Garten oder Stromspeicher im Keller. Gelingt uns dieser Dreiklang, können wir die Wärmeerzeugung komplett auf Grün stellen.“

„WIR NUTZEN IN MOISLING DIE WÄRME DER SONNE UND BEHEIZEN DAMIT UNSER FERNWÄRMESYSTEM.“

„BIS 2020 WOLLTEN WIR 50 PROZENT DES VERKAUFTEN STROMS AUS EINEM KLIMAFREUNDLICHEN MIX AUS REGENERATIVER ENERGIE UND ENERGIEEFFIZIENTER KRAFT- WÄRME-KOPPLUNG ERZEUGEN. DIESES ZIEL HABEN WIR ERREICHT.“

„DIE HANSESTADT HAT ACHT FERNWÄRME-INSELSYSTEME. DAS IST EIN VORTEIL. FÜR JEDE INSEL KÖNNEN WIR UNS NACHHALTIGE MASSNAHMEN ÜBERLEGEN, UM FOSSILE BRENNSTOFFE BEI DER WÄRMEERZEUGUNG ZU ERSETZEN.“