Smart City: „Lübeck ist auf einem guten Weg“
Wenn sich jemand in Lübeck mit Smart Citys auskennt, ist sie es: Moreen Heine, Professorin für E-Government an der Universität zu Lübeck. lübsch traf die Wissenschaftlerin und fragte nach: Wie funktioniert eine digitale Stadt?
Frau Professorin Heine, was macht eine Stadt zu einer Smart City?
Eine Smart City nutzt vielfältige Datenquellen, wertet sie aus und zieht wiederum vielfältigen Nutzen daraus. Sensoren messen zum Beispiel die Luftqualität, Geräusche, die Füllstände von Wertstoffbehältern und nehmen auch Verkehrsdaten auf. Diese Daten können die Stadt selbst, aber auch Unternehmen oder die Menschen, die in der Stadt leben, nutzen, um konkrete Entscheidungen zu treffen. Wie gestalten wir unser Verkehrskonzept? Welche Maßnahmen verbessern die Luftqualität? Wichtig ist, dass Smart-City-Lösungen gemeinwohlorientiert und effizient sind. Ein Beispiel ist die Straßenlaterne, die nur dann hell aufleuchtet, wenn sie tatsächlich gebraucht wird.
Und wie smart ist Lübeck heute schon?
Lübeck ist auf einem guten Weg. Einige Grundlagen sind schon geschaffen. Es gibt flächendeckend bereits das sogenannte LoRaWAN, das die verschiedenen Sensoren vernetzt und für die Übertragung der Daten sorgt. Es gibt Projekte in den Bereichen Mobilität, Tourismus, Gesundheit und vieles mehr. Neben der Stadt selbst arbeiten auch die Hochschulen, Unternehmen und viele Freiwillige an Lösungen für eine lebenswerte Stadt. Ein Beispiel dafür ist der Verein EnergieCluster Digitales Lübeck. Ganz nach dem Motto: Smart Citys sind offen und partizipativ.
Was kann man sich unter E-Government vorstellen? Wo liegen die Vorteile?
Wir alle freuen uns, wenn unsere Kontakte zu Behörden reibungslos verlaufen. Einfach,
schnell – wie beim Online-Shopping. Nur in komplexen Situationen benötigen wir ein persönliches Gespräch. Aber wenn es um einfache Anträge, Meldungen oder Auskünfte geht, sind digitale Lösungen ein sehr guter Weg, Behördenkontakte zu vereinfachen. Auch die Verwaltung profitiert, sie gewinnt an Effizienz.
Wie sieht der Alltag der Bürger:innen einer Smart City aus?
In einer Smart City können Bürger:innen am Morgen mit einer App entscheiden, wie sie zum Arbeitsplatz, zur Schule oder Kita kommen. Sie genießen auf dem Weg die frische Luft und stehen nicht im Stau. Sie bekommen automatisiert Benachrichtigungen über regionale Lebensmittel- und auch Freizeitangebote, die ihren Präferenzen entsprechen.
Wo sehen Sie Lübeck in zehn Jahren?
Lübeck wird auch die jüngsten Technologien sinnvoll und mit Augenmaß nutzen, um weiterhin einen lebenswerten Raum für alle zu bieten. Mensch, Gesellschaft und Technik werden dabei nie isoliert betrachtet.
Moreen Heine ist seit April 2019 Professorin für E-Government und Open Data Ecosystems an der Universität zu Lübeck. Sie ist außerdem wissenschaftliche Leiterin des Joint Innovation Lab, in dem Wissenschaft, Verwaltung und Wirtschaft gemeinsam
an konkreten Lösungen für E-Government und Open Government arbeiten.
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